Ausbau der Drechselwerkstatt
Dirk Bastian war für 3 Wochen in Nepal, um den Ausbau der Drechselwerkstatt in Olgapuri zu unterstützen. Hier sein Reisebericht:
Mitte März ging es endlich los…der Familientrip nach Nepal.
Mit 11 Stunden Flugzeit, Zwischenstopp und Wartezeiten waren wir einen Tag unterwegs.
In Kathmandu angekommen überraschte uns eine laute, staubige, hektische Stadt mit Linksverkehr. Für uns Pfälzer Landeier aus einem 160-Seelen-Ort eine ziemliche Umstellung.
Wohnen konnten wir in dem Gästehaus von Som, der Präsident der NYF, und seiner Familie. Jetzt erstmal ankommen, Sachen auspacken und SCHLAFEN… So fern es ging:
Wir hatten einen singenden Hund in der Nachbarschaft und alle anderen Hunde stimmten nachts in das Konzert mit ein. Aber wir gewöhnten uns schnell an die neue Situation und werden es zuhause in Bennhausen bestimmt vermissen.
Am nächsten Tag holte uns Riswo, der Leiter der NYF-Berufsschule, ab und fuhr mit uns nach Olgapuri, um uns dort dann auch alles zu zeigen.
Wir waren ergriffen von dem Wahnsinns-Projekt! Wir sind froh, das wir hier sind und mithelfen können!
Ich sagte zu Riswo, das ich mich hier wie zu Hause fühle und tatsächlich ist es so, daß wir von allen herzlich begrüßt und aufgenommen wurden.
Das Drechselwerkstattprojekt geht weiter: Nachdem ein neues Schreinereigebäude errichtet wurde, ist jetzt richtig viel Platz da, um einen superprofessionellen Drechselworkshop aufbauen zu können.
Da die Schreinerei direkt neben der Drechselwerkstatt liegt, war meine erste Empfehlung keine Drechselbank in die Schreinerei zu stellen. Das spart zum einen Platz in der Schreinerei und zum anderen wird die Drechselausrüstung nicht zerpflückt.
Nachdem wir geklärt hatten, welche Schwerpunkte die neue Werkstatt haben wird, ging es mit dem Umbau los.
Dabei wurde mir bewusst, daß das meiste Werkzeug in den Schränken vor sich hinschlummerte.
Wir hatten sehr viel Equipment auf einen Schlag nach Nepal geschickt und damit das Werkstattteam etwas überfordert.
Also erstmal sichten, was es alles gibt und anfangen zu sortieren:
Werkzeuge, Spannhilfen, Schärfausrüstung, etc.
Da wir im Vorfeld schon ahnten, daß das Thema Schärf-Doc in Nepal akut sein könnte, hatte ich eine CBN-Scheibe samt dns-Flexi-Grind mit im Gepäck.
Vielen Dank für die vielen Werkzeugspenden! Ich kann versichern, das wir jetzt alles schön organisiert haben:
Wir haben fünf Arbeitsplätze aufgebaut – mit jeweils eigenem Werkzeugsatz mit Meißeln, Röhren, Schabern und Schalenröhren.
Drei von den fünf Arbeitsplätzen sind für die Produktion ausgelegt. Ein Arbeitsplatz mit dns-Flexi-Grind bildet zusammen mit zwei Tormeks und jeder Menge Zubehör die Schärfecke.
Wir haben zwei Wochen intensiv Werkzeuge geformt und geschärft. Alles mit Etiketten versehen und farblich markiert. So daß es in Zukunft keine stumpfen Werkzeuge mehr geben wird.
Wir haben jede Menge Spannfutter durchorganisiert. Und Zubehör wie Bohrfutter mit Bohrern, Schleifsysteme, Staubabsaugung, etc. einen festen Platz in der Werkstatt gegeben.
Parallel gab es kleine Workshops zum Thema Holztrocknung, Maschinenpflege, Spannmöglichkeiten, Oberfläche, etc.
Und natürlich haben wir auch gedrechselt.
Ich bin schwer beeindruckt von den Fertigkeiten der Mitarbeiter. Was für ein Gefühl für Holz und Werkzeug!
Ich habe etwas einmal gezeigt und es wurde direkt umgesetzt. In dieser Werkstatt schlummert ein riesiges Potential!!
Wir haben mit einfachen Projekten begonnen, um die Handhabung der einzelnen Werkzeuge und Spannvorrichtungen zu erklären und werden in den nächsten Jahren ordentlich zulegen.
Mir ist das Projekt sehr ans Herzen gewachsen und ich freue mich darüber in einem Bereich helfen zu können, der auch ein großer Teil in meinem Leben ist: DRECHSELN.
Meine Familie hat mich tatkräftig unterstützt und dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.
Danke auch an Anke und Martin, die uns nach Nepal geschickt und unsere Flüge gesponsert haben!
Vielen Dank an Albert, Renate, Anne und Ute für eure wertvollen Reisetipps, den Diavortrag und die telefonische Unterstützung in Nepal.
Vielen Dank ans Olgapuri-Team für eure herzliche Gastfreundschaft.
Ihr seid einfach WUNDERBAR! Macht weiter so!
Wir werden auf jeden Fall wieder nach Nepal reisen, um unseren Beitrag für dieses wunderbare Projekt zu leisten.
P. S. von Nicole: in unserer Zeit in Nepal durften wir auch die anderen Einrichtungen der NYF kennenlernen. Bei den Kinderheimen auf dem Olgapuri-Gelände haben wir zusammen mit den wunderbaren, offenherzigen, lebensfrohen Kindern und Jugendlichen den kompletten Vorplatz mit Straßenkreide bemalt, gespielt und tolle Gespräche geführt. Am meisten beeindruckt hat mich der Besuch im Nutrition Rehabilitation Center der NYF: dort werden mangelernährte Kinder und ihre Mütter untergebracht. Während die Kinder an Gewicht zulegen, wird den Müttern Wissen über gesunde Ernährung vermittelt. Wir haben teilnahmslose, lethargische Kleinkinder gesehen, die in wenigen Wochen gesund und aufgeweckt sein werden.
All die Projekte – die Berufsschule, die Kinderhäuser, die Ernährungszentren – sind nur ein Teil der Arbeit der NYF. Ich bin schwer beeindruckt von der Weitsicht von Olga und Som, mit der Projekte realisiert wurden und werden. Die Nepal Youth Foundation hat bereits viele Lebenswege positiv verändert. Ich bin sehr dankbar, dass wir die NYF und ihre engagierten Mitarbeiter:innen so gut kennenlernen durften und bin sicher, dass jede Spende und Unterstützung dort ankommt, wo sie wirklich hilft.